Im täglichen Leben begegnen wir immer wieder Menschen, die sich durch übermäßige Selbstliebe und Grandiosität auszeichnen. Doch was genau ist ein Narzisst? Um Narzissmus zu verstehen, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Merkmale eines Narzissten und den richtigen Umgang mit ihnen zu werfen.
Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung ist relativ schwer zu behandeln, hauptsächlich aufgrund der verzerrten Selbstwahrnehmung der Betroffenen. Psychopharmakologische Behandlungen gelten in diesem Kontext oft als ineffektiv, es sei denn, es liegen zusätzliche psychische Störungen wie Depressionen vor.
In der psychoanalytischen Therapie zeigen sich konfrontative Ansätze häufig als kontraproduktiv und führen nicht selten zu Therapieabbrüchen. Deshalb empfehlen Psychoanalytiker wie Heinz Kohut ein unterstützendes und einfühlsames Vorgehen, das deutlich geeigneter erscheint.
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) bietet eine Alternative, indem sie auf die Veränderung ungünstiger Denkmuster abzielt. Beispielsweise wird Schwarz-Weiß-Denken, bei dem Patienten sich selbst oder andere als grandios oder völlig wertlos ansehen, durch differenzierte Sichtweisen ersetzt.
Zusatzlich werden Rollenspiele mit Videofeedback eingesetzt, um den Betroffenen zu helfen, Empathie zu entwickeln und ihr Verhalten zu reflektieren. Studien zeigen, dass narzisstische Personen in sozialen Gruppen schnell an Beliebtheit verlieren, sobald die anfängliche Sympathie nachlässt.
Definition von Narzissmus
Der Begriff Narzissmus hat eine lange und vielschichtige Geschichte, die sowohl in der Psychologie als auch in der Mythologie ihre Wurzeln hat. Der Versuch, eine eindeutige Definition Narzissmus zu liefern, gestaltet sich schwierig, da die Interpretation des Begriffs über die Jahre erheblich variiert hat. In der modernen Psychologie trifft man häufig auf die Unterscheidung zwischen gesundem und pathologischem Narzissmus.
Unterschied zwischen gesundem und krankhaftem Narzissmus
Ein gesunder Narzissmus ist ein natürlicher Bestandteil der psychischen Entwicklung. Er beinhaltet ein angemessenes Maß an Selbstwert und Selbstliebe, die notwendig sind, um stabile Beziehungen zu führen und berufliche Ziele zu verfolgen. Stefan Röpke hebt hervor, dass ein gesundes Selbstwertgefühl zu besseren gesundheitlichen Ergebnissen, effektiver Konfliktbewältigung und stabilen Partnerschaften führen kann.
Dem gegenüber steht der pathologische Narzissmus, der erhebliche Beeinträchtigungen in zwischenmenschlichen Beziehungen und im beruflichen Umfeld nach sich ziehen kann. Diese Form des Narzissmus ist durch ein übertriebenes Bedürfnis nach Bewunderung, mangelnde Empathie und extreme Empfindlichkeit gegenüber Kritik gekennzeichnet. Laut dem Diagnostischen und Statistischen Handbuch (DSM-5) müssen etwa 55 Prozent der genannten Merkmale vorliegen, um eine narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) zu diagnostizieren.
Geschichte und Mythologie des Narzissmus
Die Ursprünge des Begriffs Narzissmus finden sich in der griechischen Mythologie. Die Geschichte des schönen Jünglings Narziss, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt und daran zugrunde geht, diente als Inspiration für die Benennung dieser Persönlichkeitseigenschaft. Paul Näcke führte 1899 den Begriff „Narcismus“ ein und beschrieb verschiedene Formen der Selbstliebe, wobei er deren Vorkommen als äußerst gering einschätzte. Er war damit einer der ersten, der die Definition Narzissmus wissenschaftlich untersuchte.
Alfred Binet verglich bereits 1887 menschliches Verhalten mit der Selbstliebe des mythischen Narziss. Der berühmte Psychoanalytiker Sigmund Freud prägte 1914 den Begriff „Narcissismus“ und unterschied dabei zwischen primärem und sekundärem Narzissmus. Primärer Narzissmus tritt in der frühen Kindheit auf, während sekundärer Narzissmus oft eine Reaktion auf emotionale Verletzungen ist.
Im Jahr 1933 beschrieb Hermann Oscar Rohleder Narzissmus erstmals als sexuelle Perversion. Der Begriff erfuhr im 20. Jahrhundert eine inflationäre Verwendung in der Fachliteratur, wobei Ernest Jones bereits 1913 extremen Narzissmus als „Gottkomplex“ beschrieb.
Die modernen Diskurse über Narzissmus umfassen ein breites Spektrum von gesundem Selbstwert bis hin zu gravierenden psychopathologischen Störungen. Angesichts dieser facettenreichen Geschichte bleibt eine konsolidierte Definition Narzissmus weiterhin ein kontroverses und dynamisches Thema in der psychologischen Forschung.
Merkmale eines Narzissten
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung betrifft zwischen 1% und 3% der Bevölkerung und zeichnet sich durch spezifische Charakterzüge Narzissten aus. Menschen mit dieser Störung weisen oft übertriebene Selbstüberschätzung, geringe Empathiefähigkeit und starke Reaktionen auf Kritik auf.
Grandiosität und Selbstüberschätzung
Narzissten zeigen ein übertriebenes Gefühl der eigenen Bedeutung und Wichtigkeit. Sie neigen dazu, sich über andere zu stellen und dominieren oftmals Gespräche und Situationen. Typische Anzeichen sind unter anderem:
- Ein Gefühl von Grandiosität und Bedeutung
- Fantasien über unbegrenzten Erfolg und Macht
- Der Glaube, etwas Besonderes zu sein und nur von Gleichgesinnten verstanden zu werden
- Starkes Bedürfnis nach Anerkennung
Mangel an Empathie
Empathiemangel ist ein zentrales Merkmal bei Narzissten. Ihre Unfähigkeit, sich in die Gefühle und Bedürfnisse anderer hineinzuversetzen, führt oft zu problemen in sozialen und beruflichen Beziehungen. Sie sehen andere oft lediglich als Mittel zur Erreichung eigener Ziele und zeigen kaum Mitgefühl oder Verständnis.
Überempfindlichkeit gegenüber Kritik
Obwohl Narzissten nach außen hin selbstbewusst auftreten, verbergen sie oft ein geringes Selbstwertgefühl. Diese Diskrepanz führt zu einer ausgeprägten Kritikempfindlichkeit: Jede Form von Kritik wird als Angriff auf die eigene Person wahrgenommen, was zu heftigen Abwehrreaktionen oder sogar aggressivem Verhalten führen kann.
Was ist ein Narzisst?
Der Begriff „Narzisst“ wird häufig verwendet, um Menschen zu beschreiben, die sich selbst übermäßig wichtig nehmen. In der Psychologie wird Narzissmus differenziert betrachtet und unter medizinischen Klassifikationen wie ICD-10 und DSM-5 geführt. Studien zeigen, dass narzisstische Persönlichkeiten emotional stabil sind und sich gut an ihre Lebenssituation anpassen, jedoch auf ständige Bewunderung angewiesen sind, um ihr Selbstwertgefühl zu stabilisieren.
Narzissmus manifestiert sich durch eine breite Palette von Verhaltensweisen, die sich um die Suche nach Anerkennung und Abwehr von Kritik drehen. Bereits 1899 führte Paul Näcke den Begriff in die wissenschaftliche Diskussion ein, während Sigmund Freud später zwischen primärem und sekundärem Narzissmus unterschied. Primärer Narzissmus wird als frühkindlicher Zustand betrachtet, während sekundärer Narzissmus häufig nach enttäuschter Liebe oder Erniedrigungen auftritt.
Interessanterweise gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede im Narzissmus. Frauen zeigen oft verstärkt emotionale Manipulation und legen einen hohen Wert auf soziale Anerkennung. Dieses Verhalten kann zu Spannungen in zwischenmenschlichen Beziehungen führen. Zudem neigen narzisstische Frauen dazu, Opferrollen in Partnerschaften einzunehmen, was ein Ungleichgewicht verursacht.
Der sexuelle Aspekt des Narzissmus wurde bereits 1933 betont, und es wurde oft als sexuelle Perversion bezeichnet. In der modernen Psychologie wird der Begriff nur noch selten in Bezug auf primären Narzissmus verwendet. Experten wie Michael Bálint haben den primären Narzissmus als Bedürfnis von Säuglingen, geliebt zu werden, konzipiert, wobei Frustration dieser Liebe zu sekundärem Narzissmus führen kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Narzissmus ein komplexes Phänomen mit vielfältigen Aspekten ist, das sowohl durch persönliche Erfahrungen als auch durch soziale Erwartungen beeinflusst wird. Narzissten fühlen sich oft durch ihren Mangel an Empathie und die ständige Suche nach Bewunderung aus. Ihre Verhaltensmuster sind tief in ihrer Persönlichkeitsstruktur verankert und beeinflussen ihre Beziehungen zu anderen nachhaltig.
Diagnose der narzisstischen Persönlichkeitsstörung
Die Diagnose Narzissmus, insbesondere in Form der narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS), stellt Therapeuten vor erhebliche Herausforderungen. Narzissten gelten oft als schwierige Mitmenschen, die viel Leid bei anderen verursachen und selten selbst eine Therapie aufsuchen. Oftmals suchen sie erst bei Therapeuten Hilfe, wenn sie mit komorbiden Störungen wie Depressionen oder Angststörungen kämpfen.
Kriterien laut DSM-5
Um die Diagnose Narzissmus gemäß DSM-5 zu stellen, müssen mindestens fünf spezifische Kriterien erfüllt sein. Diese umfassen grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit, übermäßige Bewunderung, Anspruchsdenken, ausbeuterisches Verhalten in Beziehungen und Mangel an Empathie. Die DSM-5 hat die narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) teilweise neu konzeptioniert, um auch vulnerable Charakteristika zu berücksichtigen.
Im DSM-5 ist die NPS als eigenständiges Störungsbild im Cluster B klassifiziert, das „launisch, dramatisch, emotionale“ Persönlichkeitsstörungen umfasst. Differentialdiagnostisch können zudem Erkrankungen wie die Borderline-Persönlichkeitsstörung, histrionische Persönlichkeitsstörung und antisoziale Persönlichkeitsstörung in Betracht gezogen werden.
Typische Verhaltensmuster
Die Verhaltensmuster Narzissten zeichnen sich durch eine hohe Neigung zu selbstdestruktivem Verhalten, Abbruch von Beziehungen und Suizidversuchen aus. Eine aktuelle Studie zeigte zudem, dass Betroffene einen niedrigeren Selbstwert als gesunde Kontrollpersonen aufweisen. Narzissten fordern ständig Aufmerksamkeit und Bewunderung, können aber keine tiefen und dauerhaften Beziehungen eingehen.
Darüber hinaus zeigen sie häufig ein Gefühl von innerer Leere und Sinnlosigkeit, sowie eine ausgeprägte Selbstwertdefizienz, die durch übertriebene Selbstsicherheit kompensiert wird. Empirische Studien haben gezeigt, dass die kognitiven Aspekte der Empathie bei Narzissten weitgehend intakt sind, während die emotionalen Aspekte erheblich beeinträchtigt sind. Dies führt häufig zu einer geringen Gefühlstiefe, was bis zur Alexithymie führen kann.
Ein weiteres typisches Verhaltensmuster Narzissten ist ihre Tendenz, Leistungen um 20-50% zu übertreiben, was eine verzerrte Selbstwahrnehmung zur Folge hat. Diese Übertreibung trägt maßgeblich dazu bei, dass etwa 60% der Narzissten im Berufsleben als „Overachiever“ gelten.
Narzissmus und Beziehungen
Narzissmus in Beziehungen kann zu erheblichen Herausforderungen führen. Die Prävalenz der narzisstischen Persönlichkeitsstörung in der Gesellschaft liegt bei ca. 1 %, und narzisstische Eigenschaften sind im Alltag häufiger anzutreffen. Menschen mit narzisstischen Charaktereigenschaften treten beim Dating selbstbewusster und anziehender auf, was in Sozialexperimenten beobachtet wurde.
Das typische Partnermuster
Narzisstische Partner priorisieren das eigene Vorankommen über das soziale Zurechtkommen, was oft zu einem Ungleichgewicht in der Beziehung führt. Sie erwarten übermäßige Beachtung und Bewunderung von ihrem Gegenüber und zeigen eine hohe Sensibilität für die Schwächen ihrer Partner. Dies führt oft zu einem Muster von Abwertung und Aufwertung. Der Satz „Du bist schuld“ wird tendenziell häufiger von narzisstischen Partnern verwendet, was auf ihre ich-syntone Haltung hinweist. Die emotionale Empathie von Narzissten ist schwächer ausgeprägt, was die Dynamik in der Partnerschaft weiter belastet.
Emotionale Abhängigkeit verstehen
Emotionale Abhängigkeit entsteht häufig in Beziehungen mit narzisstischen Personen. Es wird vermutet, dass abhängig strukturierte und sozial-ängstliche Charaktertypen eher eine Beziehung zu narzisstischen Partnern eingehen. Dabei findet eine ungesunde Dynamik statt, bei der der abhängige Partner ständig versucht, den narzisstischen Partner zu besänftigen und zufriedenzustellen. Diese Beziehungen können emotional belastend sein und führen oft zu emotionaler Erschöpfung des Partners. Menschen mit narzisstischen Persönlichkeiten suchen häufig nach Partnern mit einem Helfersyndrom, um ihre eigenen Defizite zu kompensieren.
Umgang mit einem Narzissten
Der Umgang mit Narzissten kann sehr herausfordernd sein. Eine wichtige Grundlage ist es, die eigenen Grenzen zu erkennen und zu wahren. Studien haben gezeigt, dass Narzissten oft Techniken wie Love Bombing und Gaslighting nutzen, um Kontrolle und Abhängigkeit zu erzeugen. Das Wissen um diese Manipulationen kann beim Selbstschutz und der Vermeidung emotionaler Ausbeutung äußerst hilfreich sein.
Selbstschutz und Grenzen setzen
Um sich effektiv vor narzisstischer Manipulation zu schützen, ist es entscheidend, klare und unbeirrbare Grenzen zu setzen. Untersuchungen zeigen, dass etwa 90% der Menschen Schwierigkeiten haben, ihre Grenzen gegenüber Narzissten zu wahren, was oft zu emotionalem Stress führt. Hier sind einige spezifische Tipps zum Selbstschutz:
- Kenne deine eigenen Werte und Bedürfnisse und kommuniziere sie klar.
- Vermeide es, auf provokatives Verhalten des Narzissten emotional zu reagieren.
- Nimm dir regelmäßig Zeit für Selbstreflexion und Selbstpflege, um psychisch stark zu bleiben.
- Setze auf unterstützende soziale Netzwerke, um Rückhalt zu haben.
Strategien im Alltag
Der Alltag mit einem Narzissten kann emotional herausfordernd sein. Es ist hilfreich, Alltagsstrategien zu entwickeln, um sich langfristig zu schützen und eine gesunde mentale Balance zu halten:
- Bleibe sachlich und vermeide emotionale Diskussionen, um eskalative Konfliktsituationen zu vermeiden.
- Nimm dir bewusst Auszeiten und schaffe Momente der Ruhe und Entspannung.
- Setze dir klare Prioritäten und verfolge diese konsequent, ohne dich von der Dramatik des Narzissten ablenken zu lassen.
- Nutze die Grey Rock Methode, indem du dich emotional uninteressant machst und somit manipulative Angriffe abschwächst.
Laut aktuellen Umfragen fühlten sich 85% der Menschen nach einem konsequenten Kontaktabbruch von einem Narzissten stärker und selbstbewusster. Der bewusste Umgang mit Narzissten gehört daher zu den essenziellen Alltagsstrategien zum Schutz des eigenen Wohlbefindens.
Therapiemöglichkeiten
Die Behandlung der narzisstischen Persönlichkeitsstörung stellt eine Herausforderung dar und erfordert oft einen multidisziplinären Ansatz. Narzisstische Personen suchen meist wegen anderer psychischer Probleme wie Depressionen, Angststörungen oder Suchterkrankungen eine Behandlung auf. Therapeuten setzen auf verschiedene Ansätze, um den Patienten zu helfen.
Psychoanalytische Ansätze
Die psychoanalytische Therapie betont die Bedeutung von unbewussten Konflikten und frühen Kindheitserfahrungen. Zu den spezifischen Methoden gehören die Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP), die ursprünglich für Borderline-Störungen entwickelt wurde, und die Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT), die für Personen mit eingeschränkter mentaler Verarbeitungsfähigkeit nützlich ist. Diese Techniken zielen darauf ab, das Selbstverständnis zu vertiefen und zerstörerische Verhaltensmuster zu verändern.
Kognitive Verhaltenstherapie
Die Verhaltenstherapie fokussiert sich auf das Erkennen und Ändern negativer Denkmuster. Untersuchungen zeigen, dass etwa 60% der Patienten mit narzisstischen Zügen von einer Verhaltenstherapie profitieren. Diese Therapieform hat sich als besonders effektiv bei Patienten im höheren Lebensalter erwiesen, da diese oft eine bessere Prognose haben. Bei der Behandlung von narzisstischen Persönlichkeitsstörungen werden oft auch Paartherapien durchgeführt, besonders wenn Beziehungskrisen wie ein Seitensprung Auslöser sind.
Rolle von Psychopharmaka
Psychopharmaka können eine unterstützende Rolle in der Narzissmus Therapie spielen, insbesondere bei komorbiden Störungen wie Depressionen oder Angstzuständen. Während Medikamente keine dauerhafte Lösung bieten, können sie dazu beitragen, akute Symptome zu lindern und so eine intensivere psychotherapeutische Arbeit ermöglichen. Die Kombination von medikamentöser Behandlung mit Methoden wie der Verhaltenstherapie kann die Therapieerfolge erheblich verbessern.
Anzeichen für narzisstisches Verhalten
Narzisstisches Verhalten kann durch verschiedene Merkmale identifiziert werden. Etwa 1% der Bevölkerung leidet an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS), wobei Männer mit einer Häufigkeit von 7,7% und Frauen mit 4,8% diagnostiziert werden. Diese Persönlichkeitsstörung kann genetisch bis zu 70% bedingt sein, was durch Zwillingsstudien belegt wird.
Laut einer Studie der Charité aus dem Jahr 2013 weisen Probanden mit Narzissmus strukturelle Auffälligkeiten in der Hirnregion auf, die für Mitgefühl zuständig ist. Diese anatomischen Unterschiede könnten erklären, warum Menschen mit narzisstischem Verhalten einen Mangel an Empathie zeigen, was ein Hauptmerkmal der NPS ist. Narzissten haben oft ein überhöhtes, aber instabiles Selbstwertgefühl, das zu einem Bedürfnis nach externer Bestätigung führt.
Zusätzlich neigen Narzissten dazu, ihre Kompetenzen und Leistungen zu überschätzen, was zu erhöhtem Konfliktpotenzial in zwischenmenschlichen Beziehungen führt. Eine Studie der Universität Amsterdam mit 565 Teilnehmern zeigt, dass Kinder, deren Eltern narzisstische Einstellungen gegenüber ihnen haben, in späteren Lebensphasen narzisstische Züge entwickeln. Dieser Befund unterstützt die Theorie von Heinz Kohut, dass der Mangel an elterlicher Aufmerksamkeit zu einem grandiosen Selbstbild führen kann.
Im deutschsprachigen Raum hat etwa 1% der Bevölkerung eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, wobei zwei Drittel der Betroffenen Männer und ein Drittel Frauen sind. Die Diagnosestellung erfordert, dass mindestens fünf von neun spezifischen Fragen bejaht werden müssen, um die narzisstische Persönlichkeitsstörung zu bestätigen. Personen mit schwerem pathologischem Narzissmus zeigen eine signifikante Beeinträchtigung ihrer Beziehungsfähigkeit – je ausgeprägter der Narzissmus, desto weniger sind sie in der Lage, echte Beziehungen einzugehen.
Es wird angenommen, dass es eine große Dunkelziffer von nicht diagnostizierten Narzissten gibt, da Personen mit narzisstischen Zügen typischerweise nicht von sich aus in Therapie gehen. Menschen, die mit einer Person mit ausgeprägter narzisstischer Persönlichkeitsstörung interagieren, können ernsthaften psychischen Schaden erleiden, was häufig eine therapeutische Behandlung notwendig macht.
- Überhöhtes, instabiles Selbstwertgefühl
- Bedarf nach externer Bestätigung
- Überschätzung der eigenen Kompetenzen und Leistungen
- Mangel an Empathie
- Konfliktpotenzial in zwischenmenschlichen Beziehungen
- Beeinträchtigung der Beziehungsfähigkeit
Narzissmus in der Arbeitswelt
In der modernen Arbeitswelt ist Narzissmus ein oft diskutiertes Phänomen. Es ist bekannt, dass Narzissmus im Beruf sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben kann. Ein gewisses Maß an Narzissmus kann das Wohlbefinden stärken und vor psychischen Problemen wie Depressionen oder Ängsten schützen. Der berufliche Erfolg vieler Narzissten beruht auf ihrer Fähigkeit, sich selbstbewusst zu präsentieren und zentrale Positionen einzunehmen.
Erfolgsstreben und Konkurrenz
Narzisstische Persönlichkeiten sind oft von einem starken Erfolgsstreben und einem ausgeprägten Konkurrenzdenken geprägt. Dieser Ehrgeiz kann ihnen helfen, in ihrer Karriere voranzukommen und Führungspositionen zu übernehmen. Jedoch bringt dies auch Herausforderungen mit sich. Narzissten neigen dazu, ihre Kollegen zu manipulieren und herabzusetzen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Dies führt häufig zu Arbeitsplatzkonflikten und einer angespannten Teamdynamik.
Studien zeigen, dass Narzissmus mit einem höheren Risiko für kontraproduktives Arbeitsverhalten verbunden ist. Laut einer Untersuchung von Penney und Spector (2003) korrelieren größere Egos mit größeren Problemen am Arbeitsplatz. Ebenso zeigt eine Untersuchung von Andreassen et al. (2012), dass Narzissmus mit Arbeitsengagement und beruflicher Position in Verbindung steht. Die Wahrscheinlichkeit, dass narzisstische Vorgesetzte in Führungsrollen anzutreffen sind, ist daher hoch.
Umgang mit narzisstischen Vorgesetzten
Der Umgang mit narzisstischen Vorgesetzten stellt eine besondere Herausforderung dar. Diese Menschen verlangen oft übermäßige Bewunderung und zeigen eine geringe Empathie für ihre Mitarbeiter. Sie beanspruchen übermäßig viel Redezeit und sind kaum kritikfähig. Diese Eigenschaften können das Arbeitsklima negativ beeinflussen und zu erhöhten psychischen Belastungen führen.
Um den Umgang mit narzisstischen Vorgesetzten zu erleichtern, ist es wichtig, klar definierte Grenzen zu setzen und Selbstschutzmaßnahmen zu ergreifen. Offene Kommunikation und das Einhalten professioneller Distanz sind essenziell, um Konflikten vorzubeugen. Führungskräfte sollten ebenfalls geschult werden, um die Dynamik von Narzissmus am Arbeitsplatz besser zu verstehen und effektive Strategien zur Konfliktbewältigung zu entwickeln.
Die Weltgesundheitsorganisation (2019) klassifiziert narzisstische Persönlichkeitsstörungen im ICD-11, was die Relevanz und Anerkennung des Themas in der psychologischen und medizinischen Gemeinschaft unterstreicht. Ein achtsamer Umgang mit narzisstischen Tendenzen kann dazu beitragen, ein positives Arbeitsumfeld zu fördern und psychische Belastungen zu minimieren.
Fallbeispiele aus der Praxis
Um die narzisstische Persönlichkeitsstörung besser zu verstehen, sollten wir uns reale Fallbeispiele ansehen. Ein prominenter Fall ist der von Michael K., einem 45-jährigen erfolgreichen Unternehmer. Michael K. sieht sich einer drohenden Scheidung gegenüber und begibt sich in Therapie. Er berichtet, dass er bereits in der Schule Schulsprecher war und sein Universitätsstudium mit der Note 1,2 abgeschlossen hat. Bemerkenswert ist Michaels Aussage: „Eine Scheidung von mir kommt überhaupt nicht in Frage.“ Dies deutet auf ein übersteigertes Anspruchsdenken und ein Gefühl der Einmaligkeit hin.
Bei narzisstischen Persönlichkeitsstörungen, die im ICD-10 unter „andere spezifische Persönlichkeitsstörungen“ (F60.8) eingeordnet werden, handelt es sich häufig um Personen mit einem brüchigen Selbstwertgefühl. Um dieses zu kompensieren, suchen sie übertrieben nach Lob und Selbsterhöhung. Kritiker und Niederlagen bringen betroffene Personen leicht in Krisensituationen, die depressive Reaktionen auslösen können – einschließlich Gefühle von Wertlosigkeit und innerer Leere.
Die Diagnosestellung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung erfordert, dass mindestens sechs spezifische Kriterien erfüllt sind. Eine erste Prüfungsfrage zu diesem Thema identifiziert die Merkmale 1, 2 und 4 als korrekt, wobei Punkt 4 (Beginn in der Kindheit oder Jugend) besonders hervorzuheben ist.
Die neueren Zwillingsstudien zeigen, dass genetische Faktoren einen größeren Einfluss auf die narzisstische Persönlichkeitsstörung haben als bei anderen Persönlichkeitsstörungen. Dies könnte erklären, warum Kinder, die wenig Anerkennung von ihren Eltern erhalten, oft ein unrealistisches und perfektionistisches Selbstbild entwickeln. Bei Heranwachsenden beobachten Experten häufig Fantasien von Großartigkeit und ein intensives Bedürfnis nach Bewunderung.
Wie Alfred Binet bereits 1887 mit der Anwendung des Narziss-Mythos auf sexuelle Fetischismus-Fälle gezeigt hat, bis hin zu den Definitionen von Otto Kernberg und Heinz Kohut in den 1960er Jahren, hat das Verständnis von Narzissmus eine lange Geschichte erlebt.
Der ICD-Code für narzisstische Persönlichkeitsstörung ist F60. Männer zeigen häufiger offenen Narzissmus, während weiblicher Narzissmus oft verdeckt auftritt, was ihn schwieriger erkennbar macht. Frauen, die an dieser Störung leiden, kämpfen oft mit psychischen Begleitstörungen wie Depressionen, Angststörungen, Essstörungen und Suchtproblemen. Der starke Narzissmus beeinflusst die Lebensqualität erheblich negativ.
Ein besonders aufschlussreiches Beispiel für die Auswirkung auf die Lebensqualität ist das Verhalten narzisstischer Mütter. Sie übertragen ihre eigenen Probleme auf ihre Kinder, was häufig zu emotionalem Missbrauch führt. Diese Mütter leben von der Anerkennung und Bewunderung anderer und kämpfen mit einem geringen Selbstwertgefühl, trotz ihres perfekten äußeren Erscheinungsbildes. Narzisstische Mütter neigen dazu, ein Kind zu idealisieren und ein anderes abzuwerten, und können sehr manipulative Verhaltensweisen zeigen, die ihre Kinder in verlierende Situationen bringen.
Zusammenfassung und Ausblick
In den letzten Jahren hat die Häufigkeit narzisstischer Persönlichkeitsmerkmale und der narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPD) deutlich zugenommen. Obwohl Narzissmus ein komplexes und vielfach untersuchtes Phänomen ist, gibt es immer noch erhebliche Forschungslücken, was die therapeutischen Ansätze betrifft. Besonders die Effektivität herkömmlicher Therapien bei Patienten mit Persönlichkeitsstörungen wird oft als unzureichend bewertet, was zu einer latenten therapeutischen Resignation führt.
Schon die Definition und die Abgrenzung zwischen gesundem und pathologischem Narzissmus ist essenziell, um eine klare Diagnose stellen zu können. Die im DSM-IV festgelegten Kriterien sind dabei ein wichtiger Maßstab. Weiterhin ist der Zusammenhang zwischen Narzissmus und zwischenmenschlichen Beziehungen von großer Bedeutung, da narzisstisches Verhalten oft zu Konflikten in Partnerschaften und im Berufsleben führt. Studien zeigen, dass Narzissten in Führungspositionen überrepräsentiert sind und toxisches Führungsverhalten fördern können. Umgangstipps und Strategien zum Selbstschutz sind daher unerlässlich für Betroffene.
Ein wesentlicher Aspekt beim Thema Narzissmus ist die Rolle der Therapie. Psychoanalytische Ansätze und kognitive Verhaltenstherapie bieten verschiedene Möglichkeiten, um Patienten zu helfen. Dennoch bleibt die Behandlung von NPD durch unzureichende empirische Studien und eine oft negative Prognose eine Herausforderung. Der Bedarf an gezielten therapeutischen Ansätzen und einer kontinuierlichen Erforschung dieser Störung ist somit sehr hoch. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Studien und innovative Therapieansätze mehr Licht ins Dunkel bringen und effektivere Behandlungsmöglichkeiten schaffen können.