Gendern ist ein bedeutender Aspekt des Sprachwandels, der in den letzten Jahrzehnten verstärkt ins Zentrum gesellschaftlicher Diskussionen gerückt ist. Die Verwendung einer gendergerechten Sprache zielt darauf ab, soziale Gleichheit zu fördern und die Sichtbarkeit von Minderheiten zu erhöhen. Dies ist besonders relevant, da historisch gesehen die Sprache patriarchale Strukturen widerspiegelte, was zur Dominanz männlicher Formen in Berufsbezeichnungen führte.
Die bewusste Implementierung von gendersensibler Sprache trägt dazu bei, Diskriminierung zu reduzieren und stereotype Vorstellungen zu hinterfragen. Tatsächlich zeigen Studien, dass Muttersprachler von Sprachen ohne grammatikalisches Geschlecht, wie Finnisch oder Türkisch, weniger stark geschlechterstereotypischen Vorstellungen ausgesetzt sind.
Im deutschen Sprachraum wird seit den 1970er Jahren das generische Maskulinum kritisiert und alternative Formen, wie das Gendersternchen oder das Binnen-I, wurden eingeführt, um eine inklusivere Kommunikation zu fördern. Das steigende Bewusstsein für gendergerechte Sprache führt nicht nur zu mehr Gleichheit in der Gesellschaft, sondern zeigt auch die Bedeutung von Genderpraktiken in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen.
Dies zeigt, dass der Sprachwandel hin zu einer gendergerechten Sprache bereits in vollem Gange ist und weiterhin viele Aspekte unseres täglichen Lebens beeinflussen wird.
Definition und Bedeutung von Gendern
Gendern umfasst die bewusste Verwendung von Begriffen, die männliche, weibliche und nicht-binäre Formen einschließen. Ziel dabei ist die sprachliche Gleichstellung aller Geschlechter. Die Gender Definition geht über traditionelles Verständnis hinaus und schließt auch nicht-binäre und diverse Identitäten ein.
Im Jahr 2023 bestätigte der Rat für deutsche Rechtschreibung, dass Genderzeichen nicht der deutschen Rechtschreibung entsprechen. Trotz dieser Entscheidung sind Gendersternchen, Gender-Doppelpunkt und Gender-Gap weiterhin gebräuchliche Formen des Genderns. Seit der rechtlichen Einführung der dritten Geschlechtsoption „divers“ im Jahr 2018 hat die Bedeutung des Genderns noch weiter zugenommen.
In Bayern hat die Regierung beschlossen, bestimmte Formen der gendergerechten Sprache in offiziellen Dokumenten, Schulen und Universitäten zu verbieten. Dies betrifft Lehrer insbesondere in der schriftlichen Kommunikation. Begriffe wie „Bürger*innen“ oder „LehrerInnen“ sind dort nicht mehr zulässig. Diese Entscheidung hat die Diskussion um sprachliche Gleichstellung neu entfacht.
Die Bedeutung des Genderns zeigt sich in verschiedenen Bereichen. So hat die Linguistik empirisch belegt, dass das generische Maskulinum stereotype männliche Lesarten begünstigt. Außerdem wird durch die bewusste Wahl gendergerechter Formulierungen das Gefühl der Wertschätzung und Zugehörigkeit für betroffene Personengruppen erhöht. Frauen und nicht-binäre Personen werden durch das Gendern sichtbarer, was der Unsichtbarkeit in der Sprache entgegenwirkt.
Es gibt fünf Hauptmethoden zum Gendern mit Sonderzeichen: Gendern mit Doppelpunkt, Gender-Gap, Schrägstrich, Binnen-I und Gendersternchen. Hochschulen und öffentliche Ämter legen zunehmend Wert auf geschlechtergerechte Sprache. So hat beispielsweise die Uni Trier spezifische Richtlinien zur Verwendung von Gendersprache in wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlicht. Der wachsende Trend unterstreicht die Notwendigkeit sprachlicher Gleichstellung in verschiedenen Bereichen des Lebens.
Warum Gendern wichtig ist
Gendergerechte Sprache spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Gleichberechtigung und Inklusion in unserer Gesellschaft. Das generische Maskulinum, das häufig verwendet wird, spricht nicht alle Geschlechtsidentitäten an, wie die Universität Kassel betont. Dabei ist es wichtig, dass sich jede Person in der Sprache wiederfindet. Hier betrachten wir, wie Gendern zur Förderung von Gleichberechtigung, Sichtbarkeit von Minderheiten und Reduktion von Diskriminierung beiträgt.
Förderung der Gleichberechtigung
Die Technische Universität Berlin hebt hervor, dass Frauen und andere Geschlechtsidentitäten oft nicht mitgedacht werden, wenn das generische Maskulinum verwendet wird. Gendergerechte Sprache schafft hier Abhilfe, indem sie alle Geschlechtsidentitäten berücksichtigt. Viele Hochschulen, darunter auch die Universität Kassel, haben Leitfäden entwickelt, um die Gleichberechtigung weiter zu fördern. Die rechtliche Einführung der dritten Geschlechtsoption „divers“ im Jahr 2018 unterstreicht die steigende Relevanz von Genderterminologie in rechtlichen und gesellschaftlichen Kontexten.
Sichtbarkeit von Minderheiten
Die Sichtbarkeit von Minderheiten ist ein wesentliches Element der Inklusion. Gendergerechte Sprache verleiht diesen Minderheiten die notwendige Präsenz. Die Verwendung von Genderzeichen wie dem Gendersternchen wird zunehmend als das bevorzugte Mittel zur Abbildung aller Geschlechtsidentitäten angesehen und von Parteien wie SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN konsequent verwendet. Das Europäische Parlament hat bereits 2008 mehrsprachige Leitlinien zum geschlechtsneutralen Sprachgebrauch eingeführt, was die umfassende Akzeptanz und Wichtigkeit dieses Ansatzes aufzeigt.
Reduktion von Diskriminierung
Die Reduktion von Diskriminierung durch Gendern ist ein weiterer Kernpunkt. Stellenausschreibungen, die genderneutral formuliert sind, tragen dazu bei, dass sich mehr Frauen und Personen anderer Geschlechtsidentitäten auf Berufe bewerben, die traditionell als „männerdominiert“ gelten. Experimente mit Grundschulkindern zeigten, dass Mädchen eher dazu bereit waren, stereotype „Männerberufe“ zu erwägen, wenn diese in geschlechtergerechter Sprache präsentiert wurden. Solche Maßnahmen sind daher unverzichtbar für ein diskriminierungsfreies Umfeld und fördern die Akzeptanz aller Geschlechter in allen Bereichen des Berufslebens.
Historische Entwicklung der gendergerechten Sprache
Die Geschichte der gendergerechten Sprache in Deutschland ist ein Spiegelbild gesellschaftlicher Veränderungen und feministischer Linguistik. Sie zeigt, wie Sprache als Mittel zur Förderung von Gleichberechtigung und zur Sichtbarmachung von Frauen sowie anderer Geschlechtergruppen genutzt werden kann. Von den ersten Schritten hin zur gendergerechten Sprache bis hin zu aktuellen Entwicklungen hat sich vieles verändert.
Von Goethe bis zur Gegenwart
Die Bemühungen um eine geschlechtergerechte Sprache begannen früh. Schon in den 1960er-Jahren wurde der Schrägstrich eingeführt, um Frauen sichtbar zu machen. 1981 nutzte Christoph Busch erstmals das Binnen-I, ein Meilenstein der feministische Linguistik. Später, 2003, führte Steffen Kitty Hermann den Gender-Gap ein, und der Genderstern* fand in den 1990er-Jahren seinen Ursprung in LGBT-Communities.
Ab 2016 erlangte der Genderstern in der Schweiz durch die SP-Frauen größere Aufmerksamkeit. Der Duden brachte 2020 das Binnen-I mit dem Vermerk, es sei nicht vom amtlichen Regelwerk abgedeckt, aber diese Markierung verstärkte die Debatte um gendergerechte Sprache weiter.
Einfluss der feministischen Bewegung
Feministische Bewegungen haben maßgeblich zur Geschichte der gendergerechten Sprache beigetragen. Ab den 1960er-Jahren kämpften Frauen für ihre Gleichberechtigung mit verschiedenen Maßnahmen in der Sprache. Die Gesetzgebung spiegelte diese Bewegungen wider: 2001 wurde das Gleichstellungsgesetz eingeführt, das ein Diskriminierungsverbot wegen Geschlechts enthält. Die feministische Linguistik hat entscheidende Rollen gespielt, insbesondere durch die Veröffentlichung des Buches „sprachgewaltige Frauen“ 1992.
Die Entwicklung einer gendergerechten Sprache erfordert kontinuierliche Anstrengungen. Während Fortschritte gemacht wurden, wie etwa das Ersetzen des generischen Maskulinums oder die Einführung der Gendersternchen und Doppelpunkte, ist die Diskussion über geschlechtergerechte Sprache noch lange nicht abgeschlossen. Sie bleibt ein dynamisches Feld, geprägt von den Errungenschaften und Herausforderungen der Geschichte der gendergerechten Sprache.
Was ist Gendern?
Gendern bezieht sich auf die Praxis, in der Sprache sprachliche Gleichbehandlung zu gewährleisten, indem geschlechtsneutrale und -gerechte Ausdrücke verwendet werden. Diese Praxis ist entscheidend für die Förderung der Geschlechtergerechtigkeit und die Sichtbarkeit aller Geschlechtsidentitäten. In wissenschaftlichen Texten ist es mittlerweile üblich, genderneutral zu formulieren und das generische Maskulinum zu vermeiden, um Gendern Erklärung transparent zu machen.
Geschlechtsneutrale Formulierungen sind im Deutschen nicht immer leicht zu finden, was die Verwendung von Partizipformen wie „die Studierenden“ oder „die Lehrenden“ erforderlich macht. Diese Praxis zielt darauf ab, eine diskriminierungsfreie und inklusive Sprache zu fördern. Ein anschauliches Beispiel ist die Nutzung des Begriffs „Gäste“ anstelle von „Besucher“, um die sprachliche Gleichbehandlung zu verdeutlichen.
Verschiedene Methoden des Genderns, wie das Gendersternchen (z.B. Verkäufer*in), der Doppelpunkt (z.B. Sportler:innen) und der Unterstrich (z.B. Lehrer_innen), tragen zur Geschlechtergerechtigkeit bei, indem sie alle Geschlechtsidentitäten ansprechen. Diese Varianten haben jedoch auch ihre Herausforderungen, insbesondere hinsichtlich der Lesbarkeit.
Eine oft genutzte Methode ist das Binnen-I (z.B. BürgerInnen), das jedoch die geschlechtliche Binarität betont und schwer lesbar ist. Alternativen wie der Schrägstrich (z.B. Freund/innen) oder die konsequente Dopplung (z.B. Schüler und Schülerinnen) haben ebenfalls ihre Vor- und Nachteile.
Statistiken zeigen, dass der deutsche Sprachgebrauch stark vom generischen Maskulinum geprägt ist, was bedeutet, dass oft nur die männliche Form verwendet wird. Dies kann zur Unsichtbarkeit nicht-männlicher Personen führen. Die Historie und aktuelle Entwicklungen des gendergerechten Sprachgebrauchs verdeutlichen, dass Gendern mehr ist als nur ein Trend – es ist eine Notwendigkeit für die Gleichstellung aller Geschlechter im täglichen Sprachgebrauch.
Verbindung zwischen Sprache und Geschlechterrollen
Die Diskussion über die Verbindung zwischen Sprache und Geschlecht ist in Deutschland seit langem ein zentrales Thema. Die Art und Weise, wie wir Sprache verwenden, kann tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung von Geschlechterrollen haben und sogar dazu beitragen, Stereotypen in der Sprache zu verstärken.
Wie Sprache die Wahrnehmung beeinflusst
In der linguistischen Forschung wurde festgestellt, dass das generische Maskulinum oft mit einem „male bias“ verbunden ist. Dies bedeutet, dass bestimmte Begriffe, wie beispielsweise „Arzt“, eher mit „männlich“ assoziiert werden. Interessanterweise haben Sprachmodelle gezeigt, dass das Wort „Frau“ eher mit „Familie“ als mit „Karriere“ verknüpft wird. Solche Assoziationen tragen dazu bei, traditionelle Geschlechterrollen in unserer Gesellschaft aufrechtzuerhalten.
Geschlechterstereotype und ihre Verstärkung
Die Verwendung von Sprache kann Stereotypen in der Sprache immer wieder verstärken. Zum Beispiel zeigen Studien, dass der generische Gebrauch von männlichen Berufsbezeichnungen wie „Ingenieur“ die Vorstellung bestärkt, dass diese Positionen hauptsächlich von Männern besetzt werden. Um dem entgegenzuwirken, wurden verschiedene Schreibweisen geschlechtergerechter Sprache entwickelt, darunter der Genderstern (`Ingenieur*innen`) und der Gender Gap (`Ingenieur_innen`). Zunehmend findet auch die geschlechtsneutrale Formulierung Anerkennung als gute Alternative, die es ermöglicht, alle Geschlechter sichtbar zu machen.
Somit ist klar, dass der bewusste Einsatz von Sprache und Geschlecht nicht nur eine Frage der Gleichberechtigung, sondern auch ein wirksames Mittel zur Bekämpfung von Stereotypen in der Sprache ist.
Judith Butler und die Theorie der performativen Handlungen
Judith Butler, geboren am 24. Februar 1956, revolutionierte die Gender-Studien mit ihrer Performanz-Theorie. Ihr bekanntestes Werk, „Gender Trouble“, veröffentlicht 1990, führte zu einer grundlegenden Veränderung in der Betrachtung von Geschlechtsidentität. Butler argumentiert, dass Geschlecht nicht eine feste Kategorie ist, sondern durch performative Akte geformt wird.
Performative Akte und Geschlechterrollen
Gemäß Judith Butlers Performanz-Theorie ist Geschlechtsidentität das Ergebnis von wiederholten sozialen Handlungen, auch performative Akte genannt. Diese Handlungen und Praktiken gestalten und kommunizieren Geschlechterrollen. Der Begriff „Performativität“ ist zentral in Butlers Arbeit und besagt, dass Identitäten nicht biologisch festgelegt, sondern durch kulturelle und soziale Prozesse konstruiert werden.
Kritik an Butlers Thesen
Während Judith Butler für ihre bahnbrechenden Ansätze in der Geschlechterforschung gefeiert wird, gibt es auch Kritik an ihren Thesen. Einige Kritiker argumentieren, dass ihre Performanz-Theorie zu theoretisch sei und die praktischen Auswirkungen auf das tägliche Leben vernachlässige. Trotz dieser Kritik bleibt Butlers Arbeit ein fundamentaler Beitrag zur Diskussion über Geschlechtsidentität und die Dekonstruktion starrer Geschlechtsnormen.
Praktische Beispiele für gendergerechte Sprache
Die Anwendung gendergerechter Sprache ist ein bedeutender Schritt zur Förderung der Gleichbehandlung und zur Beseitigung sprachlicher Geschlechterstereotype. Im Folgenden werden einige praktische Beispiele und Empfehlungen zur Sprachpraxis aufgeführt.
Genderstern und Binnen-I
Der Genderstern (*) und der Binnen-I (z.B. SchülerInnen) sind zwei der am häufigsten verwendeten Methoden, um eine geschlechtergerechte Sprache zu gewährleisten. Diese Techniken sind besonders nützlich, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten sichtbar zu machen.
Der Genderstern wird oft verwendet, um sowohl weibliche als auch männliche Bezeichnungen zu integrieren und gleichzeitig Raum für nicht-binäre Identitäten zu lassen. Beispiele hierfür wären „Mitarbeiter*innen“ oder „Kund*innen“. Der Binnen-I (z.B. LehrerInnen) ist ebenfalls weit verbreitet, aber noch nicht offiziell in der deutschen Rechtschreibung verankert.
Forscher und Sprachwissenschaftler wie Luise Pusch und Dagmar Stahlberg haben in ihren Studien gezeigt, dass die Anwendung gendergerechter Sprache, wie der Genderstern und das Binnen-I, zu einer signifikant höheren Sichtbarkeit von Frauen führt. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass Frauen und Männer gleichermaßen repräsentiert werden und die häufig männliche Assoziation bei neutralen Substantiven reduziert wird.
Die Vermeidung von Kurzformen und der Einsatz von genderneutralen Pluralformen sind weitere Empfehlungen für eine inklusive Sprachpraxis. Das Landesgleichstellungsgesetz NRW unterstützt den Einsatz solcher gendergerechten Sprachformen in offiziellen Dokumenten und öffentlichen Vordrucken, um Diskriminierung zu vermeiden und eine gleichberechtigte Darstellung aller Geschlechter zu gewährleisten.
Gesellschaftliche Auswirkungen des Genderns
Die gesellschaftlichen Auswirkungen des Genderns sind vielfältig und umfassen sowohl positive als auch negative Resonanz in der Gesellschaft. Das Thema polarisiert stark, wobei unterschiedliche Gruppen teils akute Akzeptanz, teils deutlichen Widerstand zeigen.
Akzeptanz und Widerstand
Eine Umfrage unter 2398 Befragten im Alter von 16 bis 71 Jahren zeigt, dass 46% das Gendern wichtig finden, während 43% der Ansicht sind, es sei unwichtig. Darüber hinaus haben 11% der Befragten eine neutrale Haltung. Interessanterweise halten 61% der Männer das Gendern für unwichtig, im Gegensatz zu lediglich 38% der Frauen. Die höchste Akzeptanz findet sich bei Frauen, die in Westdeutschland leben, einen Hochschulabschluss haben und zwischen 30 und 45 Jahre alt sind.
Das Gendern führt naturgemäß zu vielfältigen Diskussionen in der Gesellschaft. Während jüngere Menschen und hochgebildete Frauen aus westlichen Regionen Deutschlands meist eine positive Resonanz in der Gesellschaft zeigen, gibt es auch starke Widerstände. Besonders Personen über 50 Jahre sind weniger aufgeschlossen gegenüber gendergerechter Sprache. In Bundesländern wie Bayern und Sachsen wurden sogar Maßnahmen ergriffen, das Gendern in Schulen und öffentlichen Verwaltungen zu verbieten.
Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Bildung
Die soziale Wirkung von Gendern erstreckt sich auch auf den Arbeitsmarkt und das Bildungssystem. Beim Überarbeiten von 12.000 Berufsbezeichnungen im Online-Duden im Jahr 2021 wurde klar, dass gendergerechte Sprache einen hohen Stellenwert einnimmt. Studien von der TU Darmstadt und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg zeigen, dass geschlechtersensible Sprache die Wahrnehmung von Berufen und Rollenbildern erheblich beeinflussen kann.
Allerdings gibt es auch Kritiker, die der Meinung sind, dass Gendern keinen messbaren Einfluss auf die Gleichstellung am Arbeitsplatz hat. Eine Untersuchung vor 20 Jahren ergab bereits ähnliche Ergebnisse, die auf eine starke Automatisierung der Sprachverstehensprozesse hindeuten. In Bildungseinrichtungen wird hingegen eine verstärkte Debatte geführt, wie man gendergerechte Sprache effektiv und integrativ in den Lehrplan integrieren kann.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die soziale Wirkung von Gendern und die Resonanz in der Gesellschaft tiefgreifende und breit gefächerte Diskussionen auslösen, die sowohl positive Entwicklungen als auch signifikante Kontroversen mit sich bringen.
Gender und Sprache im europäischen Kontext
Die Diskussion um Gender in Europa und sprachliche Vielfalt ist in den letzten Jahrzehnten stark in den Vordergrund gerückt. Der „Language Index of Grammatical Gender Dimensions“ klassifiziert Sprachen nach der strukturellen Verankerung von Geschlecht in fünf Stufen. Sprachen wie Deutsch und die romanischen Sprachen sind am stärksten von Geschlechtsverankerung geprägt. Im Spanischen beispielsweise wird grammatikalisch zwischen männlich und weiblich differenziert, oft angezeigt durch die Endungen -o (männlich) und -a (weiblich).
Ein Paradigmenwechsel begann in den 1960er Jahren in Spanien mit der Suche nach weiblichen Berufsbezeichnungen, die nach dem Tod von Francisco Franco 1975 verstärkt wurde. Während in Lateinamerika die Angleichung des Artikels für weibliche Berufsbezeichnungen verbreiteter ist, kam in den 1990er Jahren das @-Zeichen als genderneutrale Lösung auf.
In Brasilien debattierte der Senat 2005 über einen Gesetzesentwurf zur Verwendung von linguagem inclusiva. Dilma Rousseff, Brasiliens erste Präsidentin, bestand darauf, als presidenta bezeichnet zu werden, was zu medialen Kontroversen führte. Die Diskussion weitete sich später auf die sprachliche Neutralisierung des Geschlechts aus, wobei unter linguagem neutra ein Verzicht auf die geschlechtliche Markierung verstanden wird.
In Frankreich führte die Einführung von skriv inclusive an Schulen 2021 zu Debatten. Bildungsminister Jean-Michel Blanquer argumentierte, dass diese hinderlich für das Erlernen der Sprache sei. Auch die Académie française hat sich zunächst gegen die Feminisierung von Berufsbezeichnungen ausgesprochen, änderte aber 2019 diese Position und sprach sich für feminine Bezeichnungen aus. 2021 wurde das genderneutrale Personalpronomen „iel“ in das Onlinewörterbuch von „Le Robert“ aufgenommen.
Englisch hat das singular they bereits als geschlechtsübergreifendes Pronomen etabliert. In Deutschland war im Jahr 2018 mit 50,7 % die Hälfte der Bevölkerung weiblich, und Änderungen des Personenstandsgesetzes im Dezember 2018 ermöglichten es, sich als divers eintragen zu lassen. Interessanterweise unterstrich die Corona-Krise die Notwendigkeit sprachlicher Sensibilisierung, da Frauen mehr Sorgearbeit übernahmen und ihre Arbeitszeit reduzierten.
Kontroversen und Kritik am Gendern
Die *Debatte über Gendern* hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen und sorgt regelmäßig für spannende Diskussionen. Während einige Stimmen die Notwendigkeit einer gendergerechten Sprache hervorheben, gibt es auch deutliche *Kritik an gendergerechter Sprache*. Im Folgenden werden die unterschiedlichen Argumente der Befürworter und Kritiker näher betrachtet.
Argumente der Befürworter
Befürworter der gendergerechten Sprache argumentieren, dass diese zur Förderung der Gleichberechtigung und Sichtbarkeit von Minderheiten beiträgt. Studien belegen, dass die Verwendung von geschlechtergerechten Berufsbezeichnungen wie Ingenieur*innen oder Architekt*innen die Vorstellung von Karrierewegen für alle Geschlechter öffnen könnte. Hierbei beziehen sich viele auf den historischen Fortschritt, den feministische Bewegungen bereits erreicht haben, und setzen sich dafür ein, diesen Trend fortzusetzen.
Ein Beispiel für die Anwendung gendergerechter Sprache ist die Grünen, die bereits 2015 gendergerechte Sprache einführten. Auch die *SPD, Grünen und Die Linken* verwendeten das Gendersternchen in ihren Wahlprogrammen zur Bundestagswahl 2021. In der Hochschullandschaft zeigt sich ein ähnliches Bild: Zahlreiche Hochschulen und das Landeshochschulgesetz Baden-Württemberg betonen die Bedeutung geschlechtsspezifischer Sprachformen in ihren Regelwerken.
Argumente der Kritiker
Auf der anderen Seite stehen Kritiker, die argumentieren, dass die *Kritik an gendergerechter Sprache* berechtigt ist, da sie oftmals sperrig und schwer verständlich sei. Zwei Drittel der Deutschen lehnen eine gegenderte Sprache ab, laut einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts „Infratest Dimap“. Parteien wie die AfD fordern in ihrem Grundsatzprogramm sogar ein komplettes Verbot der Gendersprache in Gesetzestexten und anderen Drucksachen.
Die Ablehnung spiegelt sich auch bei prominenten Politikern wider: Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet empfiehlt, Menschen nicht unter Druck zu setzen, um zu gendern. Die Stadtverwaltung Hannover hingegen hat die sprachliche Gleichbehandlung als Pflicht für ihren amtlichen Sprachgebrauch festgelegt, während die Berliner Verwaltung gänzlich auf Gendersprache verzichtet, ohne jedoch ein generelles Gender-Verbot auszusprechen.
Angesichts dieser unterschiedlichen Standpunkte bleibt die *Debatte über Gendern* lebhaft. Klar ist jedoch: Die Diskussionen um eine gendergerechte Sprache und die entsprechenden Sprachregelungen werden die Gesellschaft und die Politik auch zukünftig begleiten.
Zukunft der gendergerechten Sprache
Die Frage nach der Zukunft der gendergerechten Sprache ist ein kontinuierlich aktuelles Thema. In den letzten 50 Jahren haben sich Haltungen, Motive und Umsetzungen hinsichtlich des Genderns stark verändert. Mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen lässt sich erkennen, dass die sprachliche Innovation weiterhin zentrale Bedeutung für gesellschaftliche Diskussionen und Veränderungen haben wird.
Trends und Entwicklungen
Aktuelle Trends zeigen eine zunehmende Akzeptanz und Integration gendergerechter Sprachformen in Unternehmen und Organisationen. Der Duden führt seit 2021 zu jeder männlichen auch die passende weibliche Form auf, und der Gender-Gap wird zunehmend mit Sternchen verwendet, nachdem der Doppelpunkt in die Kritik geraten ist. Verschiedene Ansätze wie die x-Endung (z.B. Kundx, Lesx) und die ens-Endung (z.B. „Kundens“, „Lesens“) ergänzen die Vielfalt der gendergerechten Sprache.
Trotz dieser Vielfalt gibt es jedoch keine Art zu gendern, die inklusiv für alle ist. Verschiedene Studien zeigen, dass sich sowohl das Gendern als auch das Nicht-Gendern auf unsere Wahrnehmung auswirkt. So wird beispielsweise der Geschlechtseintrag „divers“ in Deutschland offiziell anerkannt, und geschlechtergerechte Sprachformen machen Texte nicht nachweislich schlechter verständlich. Eine zunehmende Integration solcher Formen in die Corporate Language ist daher wahrscheinlich.
Potenzielle Veränderungen im Bildungswesen
Im Bildungswesen sind ebenfalls Veränderungen zu erwarten. Kinder trauen sich männlich geprägte Berufe eher zu, wenn die Bezeichnungen gegendert werden. Die Verwendung von gendergerechter Sprache kann dazu führen, dass mehr Frauen und nicht-binäre Menschen sich bei Stellenanzeigen angesprochen fühlen. Stellenanzeigen müssen mindestens mit dem Hinweis „m/w/d“ versehen sein, um den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen. Diese Entwicklungen belegen die bedeutenden Einflüsse der Zukunft der Gendergerechtigkeit auf das Bildungssystem.